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Nähen

{Freebie} Taschentücher-Box

Inzwischen ist der Dreijährige aus der Phase raus, aber es gibt sie vermutlich bei jedem Kleinkind: die Taschentücher-Rauszieh-Phase. Bei uns gerne auch mal kombiniert mit der Papier-Zerreiß-Phase, aber das ist ein anderes Thema. Ihr fragt euch nun wie ich in dieser nervenaufreibenden Zeit cool bleiben konnte? Na mit einer wiederbefüllbaren Taschentücherbox! 

Anfangs ist es ja noch ganz lustig den Zwerg beim taschentücherrausziehen zu beobachten. Dann wird es aber irgendwann nervig und schließlich ereilte mich die Scham über die maßlose Verschwendung von eigentlich noch guten Papiertüchern. Zuerst fummelte ich die noch brauchbaren Exemplare immer wieder zurück in die Pappschachtel. Bis ich irgendwann genervt diese wundertolle Version einer Taschentücher-Stoffhülle ergoogelte. Leider fand aber nirgends ein Schnittmuster dazu, also erstellte ich kurzerhand selbst eines! :-))
Taschentücherbox aus Stoff

Also: Wie hab ich’s gemacht?

Zunächst habe ich mir drei schöne Stoffe aus dem Fundus gesucht. Für die Unterseite wollte ich etwas festeren Stoff und habe mich für rauchblaues Kunstleder entschieden. Wachstuch oder Canvas hätte an dieser Stelle sicher auch gut funktioniert. Oben habe ich zwei dünnere Stoffe verwendet. Zu dünn sollte das Material aber auch nicht sein, da es hier ja durch das Rein und Raus der Taschentücher viel beansprucht wird.

Wie ich Schritt für Schritt vorgegangen bin, könnt ihr im Schnittmuster nachlesen. Ich habe eine detaillierte Anleitung für euch erstellt, die ihr unten gerne downloaden könnt.

Die Box zu nähen ging dann ratzfatz. In 30 bis 60 Minuten sollte es erledigt sein und eure Taschentücher haben wieder ein kuscheliges Zuhause. Die Tücher werden durch die obere Öffnung in die Stoffhülle gefummelt und mit etwas Übung klappt das ganz gut. Zwar wird die Hülle gegen Ende der Packung etwas labberig, dafür kann man aber auch gut abschätzen wie viele noch da sind. Das ist ja bei den festen Boxen nicht so leicht möglich. Außerdem kann die Stoffbox noch so oft wütend durchs Zimmer geworfen werden – echte Verletzungen bleiben hier auf jeden Fall aus.

Die Stoffbox steht bei uns im Kinderzimmer und wird inzwischen weniger frequentiert, macht sich aber immer noch schmuck im Regal.

So und nun: downloaden, nachnähen und sich weiterhin an der Taschentücher-Rauszieh-Phase erfreuen!
Taschentücher-Box (PDF | Din A4 | 2 Seiten)

Ich freue mich über eure Rückmeldungen und wünsche euch viel Spaß beim nachnähen! :-)

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Wundertolle Ledergamaschen

Ihr kennt das bestimmt: manche Projekte sind im Kopf schon fünf mal fertig gedacht, das Material schon seit Monaten gekauft und begierig wartend in etwas ganz Einzigartiges verwandelt zu werden und doch dauert es Wochen – ach was sag ich – JAHRE!! bis die ach so vielbeschäftigten Hände es endlich schaffen all das Fertiggedachte umzusetzen.

Genau dieses Schicksal teilten bis vor ein paar Tagen meine neuen gar wundertollen Ledergamaschen! 
Wundertolle Ledergamaschen
Bereits im letzten Winter hätten die Schätzchen meine Hobbitfüße zieren können aber es hat nicht sollen sein. 
Vor ein paar Tagen habe ich das Projekt dann endlich in Angriff genommen (noch einen Winter verstreichen zu lassen, konnte ich schwerlich vor der Welt und vor mir selbst rechtfertigen) und folgendermaßen bin ich dann vorgegangen:

Da ich mit meinen gstandnen Wadln einfach nicht in den deutschen Durchschnittsdamenstiefel passe, wollte ich mir (neue) Stulpen machen, die mir die verschiedensten Schuhe im Schrank rock- und wintertauglich machen. Das außerwählte Paar Stiefel, für die die Gamaschen am Ende perfekt passen sollten, sind schwere Stiefel mit niedrigem Schaft in die ich bequem reinpasse.

Als erstes habe ich einen der Schuhe angezogen, mein Bein locker mit Frischhaltefolie umwickelt und anschließend sorgfältig mit Klebeband fixiert. Dabei habe ich darauf geachtet die Waden nicht einzuschnüren. Dann habe ich mit Folienstift aufgezeichnet wo die Gamaschen beginnen und enden sollen und mir auch überlegt, an welcher Stelle eine Teilungsnaht schön wäre. Entlang einer der Linien habe ich die Folie dann vom Bein geschnitten und hatte somit schon meinen ersten Rohschnitt.

Als nächstes habe ich die Schnitteile auf Nesselstoff übertragen und die Teile zusammen genäht. Bei der ersten Anprobe ergaben sich ein paar kleine Korrekturen, die ich direkt auf das Stoffmodell angewendet habe sodass ich schnell ein passendes Stoffstulpen-Modell hatte. Für den unwahrscheinlichen Fall, dass meine Beine total asymetrisch geformt sind, habe ich diese Stoffstulpe nun an beiden Beinen ausführlich angepasst und schließlich für gut befunden.

Die Stoffteile habe ich im Anschluss wieder geteilt und davon einen Papierschnitt angefertigt. Den habe ich ordentlich mit Notizen versehen, damit ich später noch weiß welches Teil wie herum mit welchem anderen Stück zusammen gehört. Wie fatal es ist hier nachlässig gewesen zu sein, merkt man immer erst hinterher!

Und dann war es so weit: der Zuschnitt aus Leder!

Wenn man teures Material verwendet – wie in meinem Fall ein dickes aber herrlich weiches Lederstück das ich online erstanden habe – dann ist man ja immer aufgeregt und sehr aufmerksam damit nichts schief geht. Vor allem bei eigenen Schnitten die ich noch nie genäht habe ist das für mich jedes Mal ein sehr aufregender Moment.
Beim Zuschneiden habe ich deshalb darauf geachtet nichts verkehrt herum oder doppelt zuzuschneiden und die Stücke auch nicht durcheinander zu würfeln. Insgesamt waren es zwar nur zwei Mal drei Teile aber ich habe dennoch einen halben Quadratmeter Leder verbraucht.

Bereits auf dem Schnitt hatte ich mir die Lochleiste für die Druckknöpfe angezeichnet und diese dann mit Kreide auf das Material übertragen. Insgesamt 40 Löcher musste ich mit der Zange stanzen, damit es später eine ebenmäßige Knopfleiste mit 10 Knöpfen ergibt.

Der scheinbar leichteste Teil – das Nähen – ist mit so dickem Material ja doch nicht so einfach, aber wie schon so oft hat mich meine alte, schwere Bernina (mit Ledernadel bewehrt) nicht im Stich gelassen. Ich habe die Teile etwa einen Zentimeter überlappend zusammen gesteppt und dazu Stickgarn benutzt, das etwas dicker und reißfester als normales Garn ist. Neben diese erste Steppnaht habe ich dann noch eine zweite gesetzt, sodass die Naht mehr Stand erhält und aussieht als ob sie mit einer Doppelnadel genäht worden wäre.

Eine lockere Zwischenanprobe fühlte sich gut an, sodass ich gleich die Druckknöpfe angebracht habe. Brünierte Knöpfe habe ich dazu verwendet, weil ich für diese Stulpen einen eher gedeckten Look wollte.
Bei der nächsten Anprobe dann der Schock: Alles viel zu weit!! 
Was sich gerade noch bequem angefühlt hatte, war im zugeknöpften Zustand einfach viel zu groß um jemals bequem zu sein oder seinen Zweck zu erfüllen. Etwa vier Zentimeter zu viel Material hatte ich da um meine Beine schlackern.
Kurzentschlossen nahm ich mir die Schnitteile zur Brust, zeichnete an zweien die zusammen stoßen jeweils zwei Zentimeter weniger ein und übertrug die neuen Maße auf die (fast fertigen) Gamaschen. Beherzt schnitt ich dann die übermäßigen 4 Zentimeter an der richtigen Stelle heraus und nähte die offene Kante ein zweites Mal zusammen – diesmal dafür umso routinierter – und siehe da: Die folgende Anprobe zeigte zwei perfekt auf Maß geschneiderte Stulpen! 

Erleichtert brachte ich zum Schluss noch zwei Stege am unteren Ende der Gamaschen an. Die Gummibänder sollen helfen dass sich die Stulpen nicht drehen und nicht nach oben rutschen.

Nachdem ich die Schätzchen nun schon ein paar Mal in freier Wildbahn getestet habe muss ich mir selbst (leise) auf die Schulter klopfen. Sie passen immernoch perfekt und machen meine derben Stiefel endlich salonfähig.  Die Teilungsnähte sind trotz fehlgelaufenem Schnittmuster genau an den Stellen, an denen ich sie geplant hatte und die dunkle Knopfreihe steuert dem weichen Leder genau den richtigen Materialmix bei.

Ich bin gespannt wie meine glücklichmachende Kreation nach einem Jahr voller Schnee, Regen und Matsch wohl aussehen mag …  Nunja, sollten die Gamaschen dann den Geist aufgeben, kann ich mir  – dank meinem superausgereiften Schnittmuster – ja jederzeit Neue nähen! 

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Handtaschen-Buchhülle

Ein sehr fauler Blog-Monat liegt hinter mir, aber dafür war ich im echten Leben umso fleißiger! Eine Menge Selbstgemachtes ist entstanden und wartet ungeduldig auf seine Verbildlichung. Ein Kurzurlaub, ein Stoffmarkt und nicht zuletzt die ersten Wochen in einem neuen Verlag liegen hinter mir und so komme ich erst heute dazu euch meine neuen Schätze zu präsentieren.

Da ich nun wieder viel mit den Öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs bin, hat mich die Leselust erneut gepackt. Als nächste Evolutionsstufe zum mobilen Kapitalbändchen habe ich mir deshalb eine Buchhülle in Handtaschen-Form ausgedacht.
Handtaschen-Buchhülle
Die neue Buchhülle sollte die dicken Wälzer, die ich manchmal lese nicht nur vor Beschädigungen schützen, sondern mir auch den Transport von Verkersmittel A zu Verkehrsmittel B erleichtern. Sie sollte außerdem so variabel sein, dass sie auch für das nächste und übernächste Buch zu gebrauchen ist und zudem den Titel des Buches zuverlässig verschleiern, weil ich es nicht so gerne mag, wenn die Mitfahrer in der Bahn sehen können, was ich gerade schmökere.

Die Hülle an sich ist denkbar einfach gestrickt: es ist ein Rechteck – deutlich größer als es für das betreffende Buch sein müsste, sodass zukünftig auch noch andersformatige Bücher hineinpassen. Ich habe die Außenseite der Hülle aus SnapPap geschnitten. Die Innenseite ist aus dickem Filz. Zum Einstecken der Buchdeckel gibt es zwei Laschen – ebenfalls aus Filz. Zuerst habe ich über Halterungen aus Gummi nachgedacht. Das war mir dann aber zu locker und ich bastle mir dann lieber für Bücher, die deutlich mehr Raum brauchen, eine zweite Hülle in der selben Machart.
Alle drei Schichten habe ich mit einer einfachen Steppnaht, ringsum, links auf links zusammengenäht.

Zwischen die Außen- und Innenseite habe ich noch ein kleines Kapitalbändchen eingefügt. Auf die Lesezeichen-Funktion wollte ich bei der Hülle natürlich nicht verzichten!

Der wirkliche Clou ist allerdings erst auf der Außenseite des Schmuckstücks zu sehen: die Hülle hat zwei Henkel aus dickem Leder bekommen. Den Riemen hatte ich noch im Fundus und er wartete dort schon seit Jahren auf eine heldenhafte Einsatzmöglichkeit.
Das derbe Material hat mein treues Nähmaschinchen ganz schön herausgefordert. Damit der Riemen beim nähen nicht verrutscht habe ich ihn vorher mit Stylefix festgeklebt, was ich jenen wärmstens empfehlen kann, die planen ähnlich Fummeliges durch ihre Maschine zu quetschen. 

Die Hülle passt sich perfekt an eine Vielzahl von Büchern an und bisher musste ich noch kein zweites und größeres Modell nähen.

Wenn ich jetzt in der Bahn spontan aufspringen, länger stehen oder umsteigen muss, kann ich das Buch einfach zuklappen und es wie eine Handtasche – auch über weitere Strecken – tragen. Bei Taschenbüchern habe ich den Vorteil dass die dünnen Deckel verstärkt werden und die Riemen auf der Außenseite geben den Fingern viel besseren Grip beim Lesen, sodass die Hände nicht so schnell ermüden. 

Was denkt ihr? Wäre das nicht ein tolles Last-Minute-Näh-Geschenk für den ein oder anderen Bücherwurm? 

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Steampunkige Gürteltasche

Schon seit etwa vier Jahren trage ich nun ausschließlich Röcke und muss zugeben: Hosen als solches gehen mir bislang so gaaarnicht ab … die praktischen Taschen, die so eine Hose üblicherweise mitbringt, allerdings schon sehr. 
Wenn die Stoffbreite einen Zuschnitt in zwei Teilen erfordert baue ich deshalb ja meistens seitliche Eingrifftaschen in meine Röcke ein. Modelle die aus einem Stück bestehen, haben bei mir aber leider keine Taschen. So wollte ich meine Garderobe gerne um ebendiese erweitern und habe lange gesucht und gegrübelt welche Taschenform denn zu all meinen Schätzchen passen würde.
Bei steampunkigen Holtstern und coolen Beintaschen habe ich mich dann inspirieren lassen und mit eine halb elegante, halb praktische Gürteltasche erdacht. 

Das Basis-Element, den Gürtel, habe ich im Laden erstanden und nicht selbst gebastelt. Damit er zwei mal um die Hüfte geschlungen werden kann, habe ich zwei gleiche Gürtel hintereinander geschnallt und so einen langen mit zwei Schnallen erhalten. Damit sich die beiden Lederbänder immer schön an der selben Stelle überkreuzen, habe ich hier einen Druckknopf als flexible Verbindung angebracht.

Die Tasche selbst war dagegen schon etwas kniffliger. Beim Material habe ich mich für einfachen schwarzen Baumwollstoff entschieden, der zu allem und jedem meiner Kleidungsstück passen sollte.
Den Schnitt habe ich mir dann wiedermal selber überlegt und auf der Vorderseite drei Kellerfalten eingebaut, die sich – je nach Füllstand der Tasche – blähen können.
Auf der Rückseite habe ich den Reißverschluss eingebaut. Ich wollte nicht, dass er von vorne an der oberen Kante sichtbar ist, und habe ihn deshalb etwas nach unten versetzt. Außerdem ist er nicht wie üblich mit einer Klappe von oben nach unten verdeckt, sondern umgekehrt, sodass ich von oben gut an den Reißverschluss-Zipper greifen kann.
Innen hat die Tasche eine Unterteilung, damit ich mich schneller darin zurechtfinde.

Nachdem ich das Täschchen nun eine Weile probegetragen habe muss ich sagen dass sie furchtbar praktisch ist und gerade meinen einfarbigen Röcken den fehlenden Style-Kick verleiht. Allerdings wird diese nicht die einzige Tasche ihrer Art bleiben, denn es gibt doch noch das ein oder andere zu verbessern. Die Kellerfalten könnten etwa noch tiefer sein. So blähen sie sich rasch zum Maximum auf und die Tasche wirkt dann schnell krüppelig. Außerdem muss ich mir eine bessere Lösung für das Einfädeln des Gürtels überlegen. Der kollidiert im Moment mit dem Reißverschluss und vielleicht wird die nächste Tasche einfach ein paar Millimeter größer, damit dort oben mehr Platz für einen Tunnel ist.

Alles in Allem ist sie aber ganz nett geworden! Und der leicht vom Steampunk angehauchte Stil passt auch hervorragend zur Jahreszeit, findet ihr nicht? 

 

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Frühlingsrock mit Blumen

Man glaubt es kaum: in meinem Schrank greift die Rockknappheit um sich! 

Tatsächlich habe ich (durch pure Dummheit wohlgemerkt) meinen wundertollen Stofffresser-Rock in der Waschmaschine verfärbt und ihm beim anschließenden Rettungsversucht (Achtung! Noch mehr Dummheit!) endgültig den Todesstoß verpasst. 

Geweint hab ich in der Tat viel – geholfen hat’s nix: Ersatz musste her.
Frühlingsrock mit Blumen
Vor allem die mintfarbene Lücke im Schrank sollte er stopfen, der neue Ersatzrock. Zuerst liebäugelte ich also tatsächlich damit, einen echten Klon des sinnlos aus dem Leben geschiedenen Stückes anzufertigen, denn den Atomic-Stoff von Michael Miller gäbe es hie und da noch zu erstehen. Aber bereits im Stoffregal seit Wochen wartend lächelte mich “Wander | Moon Garden midnight” von Free Spirit an, sodass dieser für den gegenwärtigen Platzhalter einstehen musste.

Da der Stoff nur 110 cm breit ist, habe ich die notwendige Seitennaht genutzt, um wieder einmal Taschen in einen Rock einzubauen. Dazu habe ich vier Taschen-Hälften zugeschnitten und sie an die Rockhälften genäht. Dabei ist es wichtig alle Taschen in exakt der selben Höhe anzunähen, damit später alles aufeinander passt. Die Nahtzugabe habe ich knappkantig zur Tasche hin festgesteppt damit die Verbindung stabiler wird.
Anschließend habe ich die Rockhälften aufeinandergelegt und die Seitennähte passgenau geschlossen. Beim Nähen muss man natürlich aufpassen und nicht das Taschenloch geradewegs zunähen, sondern an der richtigen Stelle abbiegen und die beiden Taschenseiten zusammennähen sodass der Tachenbeutel entsteht. 

Den Bund habe ich wieder als weiten Formbund zugeschnitten und dann ringsum an den Rock genäht. Nachdem der Gummi eingezogen war habe ich diesen wie immer durch Stepplinien fixiert.

Um ein echter Klon zu werden, sollte ich ja eigentlich einen Wenderock nähen, aber ich habe einfach keinen zufriedenstellenden Kombi-Stoff zum “Moon Garden” gefunden, sodass ich mich entschieden habe: dieser Rock bleibt luftig und somit einlagig. Den unteren Rocksaum gestalte ich bei solchen Röcken gerne mit kontrastierender Paspel. Das geht schnell und gibt dem Stoff unten etwas Gewicht und Stand. So wirkt auch ein einfacher Frühlingsrock wie dieser gleich ein bissl eleganter.

Vom Stoff habe ich in Weiser Voraussicht ein wenig mehr gekauft, sodass ich noch ein Bolero-Jäckchen oder ähnliches zum Rock zaubern kann. Mal sehen mit welchem Upgrade-Teil ich euch demnächst noch überraschen werde!?! 

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Mobiles Kapitalbändchen

Seit ich täglich gefühlte Stunden in diversen öffentlichen Verkehrsmitteln herumgondle, fülle ich die ungenutzte Zeit gerne mit spannendem Lesestoff. Oft bin ich so vertieft, dass ich das Buch ganz schnell zuschlagen und aufspringen muss, um die richtige Haltestelle nicht zu verpassen. Mehr als ein Mal habe ich dabei schon das Lesezeichen vergessen und musste später wieder mühsam nach dem richtigen Anschluss suchen. 

Praktisch finde ich da ja die Bücher, die ein Kapitalbändchen mitbringen… leider sind das heutzutage noch die wenigsten Werke und selbst dicke Romane verzichten sparsamerweise darauf.

So habe ich mir wiedermal eine kleine Bastelei überlegt, die in drei Kleinen Schritten jedes noch so schnöde Buch um ein Kapitalbändchen erweitert:
mobiles Kapitalbändchen
Zuerst kommt die Materialsuche. Alles bandartige aus dem Fundus eignet sich grundsätzlich als Kapitalbändchen. Ich habe mich für ein Reststück Schrägband entschieden. Dazu braucht man eine Klammer – umso fester die klemmt, umso besser. In meinem Fall ist es so eine starke aber kleine Papierklammer.

Das Schrägband habe ich dann an einem Ende eingeschlagen und knappkantig der Länge nach zusammengesteppt. Als es dann zum Ende hin ging, schlug ich auch hier die Kanten ein und legte einen Bügel der Papierklammer in das Schrägband hinein und steppte behutsam bis zum Ende darüber. An dieser Stelle muss man gut aufpassen, dass die Nadel der Maschine nicht aufs Metall der Klammer trifft und ggf. mit dem Handrad millimetergenau nachhelfen.
Ich habe hier noch einmal zurückgesetzt und habe ein zweites Mal darüber genäht, damit alles schön fest sitzt.

Und voila: Schon ist ein praktikables, mobiles Kapitalbändchen merkbereit für manigfaltige Schmöker! 

Die Klammer passt an jeden Buchdeckel – ob dick oder dünn – und das Bändchen ist auch lang genug für größere Bücher. Im Bus kann ich so ganz schnell einmerken wo ich war und das Bändchen geht auch beim größten Gedrängel nicht verloren. 

Wer keine Papierklammer zur Hand hat, kann es auch sicherlich mit einer Büroklammer versuchen. Die sitzt vielleicht nicht ganz so fest, könnte dafür aber beispielsweise ein ganz dünnes Bändchen aufnehmen. Das muss dann nicht einmal gefaltet und genäht werden sondern könnte – doppelt genommen – einfach an der Klammer festgeknotet werden…

Vielleicht habt ihr aber ja noch eine ganz andere Einfälle wie man so ein Bändchen basteln könnte? Ich freue mich auf eure Ideen! 

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Batik-Rock mit Punkten

Bei Wühltisch-Stoffen bin ich mir ja selbst immer sehr uneins: kaufe ich hier einen Ladenhüter der auch in meinem Stoffschrank wie Blei liegen wird? Oder halte ich ein unentdecktes Schätzchen in Händen, das das Potential zum Lieblingsteil in sich birgt?
Beim Stoff um den es heute geht, trifft auf jeden Fall Zweiteres zu!

In eben jenem Berg aus Reststücken und Auslauf-Stoffen fand ich nämlich diesen etwas festeren Baumwollstoff. Die Batik-Jeans-Optik hatte im Kaufhauslicht einen einerseits eher uncoolen Look… andererseits fand ich die Kombi mit den Mini-Polka-Dots, die zurückhaltend transparent über dem verwaschenen Muster liegen, doch interessant. Vor allem interessant genug, dass das Stöffchen mit nach Hause durfte. 
Punkte-Rock
Heraus kam in der Tat und überraschenderweise mein aktueller Lieblingsrock! Der Rockteil ist wie so oft ein schlichter Tellerrock. Der vordere Teil ist dabei aber 4cm kürzer als der hintere Rockteil.
Den unteren Saum habe ich mit weißer Paspel eingefasst und mit der Doppelnadel noch einmal zur Zierde abgesteppt weil ich fand dass es “etwas derber” gut zur Jeansoptik passt.

Den breiten Bund habe ich dagegen etwas modifiziert: Anstatt einem geraden Streifen habe ich diesmal einen langen Formbund zugeschnitten. Den habe ich zum Tunnel genäht und mit dem Rockteil verbunden. Erst dann habe ich den Gummi eingezogen, die Öffnung geschlossen und den Gummi mit Stepplinien flach fixiert wie bei den anderen Röcken auch.
Durch die geschwungene Form des Bundes legt er sich jetzt viel glatter an als sonst, obwohl der Stoff ja schon etwas fester ist.

Damit ich die Vorderseite am Rock immer schnell erkennen kann, habe ich mir angewöhnt hinten immer ein kleines Wapperl mit meinem Logo einzunähen.

Was denkt ihr? Kann ich mit meinem Schnäppchen unentdeckt in den langersehnten Frühling starten? 

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München … Regen … die Frisur hält! Regencape!

Man könnte meinen ich hätte meine heimliche Vorliebe für Duschvorhänge entdeckt :-) nachdem ich euch neulich schon das wundertolle Liegetuch mit wasserfester Rückseite gezeigt habe. Und heute wirds sogar noch eine Stufe “trockener”: Ich habe ein Regencape genäht.

Wie passend, dass die liebe Lisa von stoffreise mir freundlicherweise ein “R” als Oktober-“Letter of Handmade Fashion” gezogen hat! So liege ich also voll im Trend mit meiner Kreation!
Regencape
Wie es dazu kam ist zudem schnell erzählt: In diesem verregneten Sommer hat es mich nämlich regelmäßig und furchtbar genervt immer einen Schirm mitschleppen zu müssen…
Klaro, wenns regnet ist ein Schirm total sinnvoll! Aber was, wenn man aus der U-Bahn steigt und plötzlich strahlender Sonnenschein? … 28 Grad und kein Wölkchen am Himmel? Dann trägt man das Dingens den ganzen Tag mit sich rum – in stetiger Angst das gute Stück irgendwo stehen zu lassen oder unschuldige Leute damit zu erdolchen.
Für die kurzen Regenschauer zwischendurch – so mein Gedanke – wäre doch was kleines zusammenfaltbares für die Handtasche ganz gut… was mit Kapuze, damit die Frisur auch immer schön geschützt ist…

Gesagt, getan! Wie schon zuvor beim Liegetuch habe ich den Duschvorhang der Wahl beim Möbelschweden ergattern können. Ich habe mich farblich für eine eher zurückhaltende Variante entschieden, die zu all meinen Jacken und Röcken gut passen würde.

Den Schnitt für den Umhang habe ich mir fluchs aus den Fingern gesogen. Das Cape selbst besteht schlicht aus einem dreiviertel Kreis. Die Kapuze dagegen habe ich mir einfach von gängigen Kapuzenschnitten abgeguckt. Wichtig war mir dabei dass es oben genügend Platz für eine Hochsteckfrisur gibt, vorne genügend überstehenden Stoff als Schirm und seitlich sowie unten alles schön eng anliegt, damit es die Kapuze auch bei windigem Wetter nicht vom Kopf weht.

Zuerst wollte ich das Cape nur einfach und mit französischer Naht nähen. Dann fiel mir aber auf dass der Duschvorhang genug Stoff hergibt, dass ich alle Teile doppelt ausschneiden konnte und so ist der Umhang jetzt wendbar und von beiden Seiten schön anzuschauen.

Das nähen war ein echter Klacks weil der Duschvorhang wirklich wie von selbst durch die Maschine läuft. Nachdem ich alles genäht, verstürzt und die Ränder nochmal knappkantig abgesteppt hatte musste ich nur noch die Druckknöpfe anbringen. Dafür habe ich bewusst auf Jersey-Knöpfe zurückgegriffen, weil ich Angst hatte dass solche mit Loch den Stoff ausreißen könnten.

Damit man das Cape schön kompakt in der Tasche mitnehmen kann, habe ich dazu ein kleines Überzieherli genäht – natürlich aus demselben Stoff, versteht sich. Zwar kommt es dadurch immer etwas knittrig ans Tageslicht, das legt sich bei übermäßig feuchtem Wetter aber schnell wieder.

Inzwischen konnte ich das gute Stück natürlich schon eingehend testen und muss mir selbst auf die trockene Schulter klopfen: Selbst der beste Schirm der Welt könnte mich auch bei sturzbachartigen Regenfällen nicht zuverlässiger begleiten!

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Ahoi, ihr Landratten!

Nach spontanem Wetterumschwung, sintflutartigen Regengüssen und dem sich einschleichenden Gefühl langsam dem Winter entgegen zu schwimmen, habe ich mir das passende maritime Outfit gezimmert: einen marineblauen Wenderock!
Marine-Wenderock
Nach Vorbild des Stofffresser-Rocks habe ich also zwei Röcke genäht und beide an Bund und unterem Saum zu einem Teil verbunden. Das spart am Ende ganz schön Arbeit, Material und vor allem Platz im Schrank! 

Für die gestreifte Seite habe ich ein tolles Streifen-Jeans-Mitbringsel aus Amsterdam verwendet. Den unteren Rand habe ich mit drei Reihen Webband in dunkelblau verziert.

Die dunkelblaue Seite ist sehr schlicht gehalten, denn manchmal braucht man ja einfach so ein Basic-Teil das zu allem passt. Dabei habe ich den marineblauen Baumwollstoff nur mit einem gestreiften Band aufgehübscht.

Der Gummibund hat auf jeder Seite die jeweilige Rockfarbe bekommen. Ihn komplett blau zu machen wäre natürlich einfacher gewesen, aber ich wollte einmal ausprobieren ob’s so auch klappt und siehe da: sieht gar nicht mal so schlecht aus. 

An der unteren Kante treffen sich die beiden Rockseiten in einer blauen Paspel. Die gibt dem Ganzen noch einmal einen schönen Akzent wie ich finde. An dieser unteren Kante habe ich den Rock am Schluss auch gewendet, damit wirklich alle Nähte innen liegen und es ein echter Wenderock wird.

Insgesamt macht die Doppelung den Rock natürlich viel schwerer aber auch gefühlt wertiger als die sonst einfach genähten Röcke. Eben genau das Richtige für das herbstlich-stürmische Wetter, das sich gerade anzukündigen scheint! 

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Zwei-Monats-Rock

Endlich habe ich mal wieder einen Rock fertiggestellt und – wie der Name schon verrät – ganze zwei Monate daran gebastelt. Zwar war ich in der Zeit nicht wirklich ständig am nähen und schnippeln, aber Hirnschmalz belegt hat die neue Schnittentwicklung schon ganz ordentlich. Und wer im aktuellen Sommerloch ein bisschen Nähtratsch lesen will, ist hier und heute bei mir genau richtig. 

Nachdem ich den wundertollen Tatoo-Stoff “Zen Charmer” von Alexander Henry auf dem Stoffmarkt entdeckt hatte, war wie immer klar: ein neuer Rock muss her. Da das Muster mit Geishas, Schlangen und Totenköpfen so überhaupt nicht tellerrockgeeignet ist, dachte ich mir lapidar: machst halt einen Faltenrock!

Gesagt getan! Nachdem ich drei Bahnen nebeneinander angenäht hatte, kam das erste Problem: der Reißverschluss! Ich habe immer Probleme mit nahtverdeckten Reißverschlüssen. Weil mein Bund ja seeeehr körpernah liegt, zieht es nahtverdeckte RVs immer auf und das sieht dann unschön aus. Also ein normaler Reißverschluss musste rein! Schon lange habe ich darüber gegrübelt ob man einen normalen RV nicht verkehrtherum einnähen könnte, damit die Raupe innen liegt. Diesmal war es so weit und ich habe es ausprobiert. Mein Fazit dazu: eine echte Alternative zum nahtverdeckten Reißverschluss: man sieht weder die dicke Raupe noch den Zipper. Der Stoff liegt schön Plan über dem Verschluss und klafft nicht auf. Außerdem halten diese Reißverschlüsse auch stärkerem Zug Stand. Nur das Aufmachen ist ein bissl fummeliger als normal, aber das kann ich zugunsten der Optik leicht verschmerzen! 

Dann fing ich an, fröhlich wunderschöne Falten zu legen und bemerkte dabei: Am Reißverschluss überlappen die Falten den Schlitz zum öffnen. Mit Kellerfalten hätte ich den Reißverschluss genau zwischen den Falten platzieren können, aber ich bildete mir ja Falten ein, die ringsum in die selbe Richtung liegen. Was also tun? 
Beherzt schnitt ich einfach einen “Hilfsschlitz” in die unter dem Reißverschluss liegenden Falten, vernähte sie kompliziert mit französischer Naht und war gleich ein kleines bisschen Stolz auf meinen Einfall. 

Dann dachte ich nochmal gründlich über den Bund nach. Normalerweise verstärke ich einen Formbund mit Schabracke, damit er schön in Form bleibt. Das Problem ist aber wie so oft meine wechselnde Körperform: nehme ich fünf Kilo ab, steht der Bund plötzlich unschön ab und ich kann den Rock eigentlich nicht mehr tragen. Deshalb habe ich auch hier ein Experiment gewagt, den Bund gerade zugeschnitten und anschließend mit breitem Gummizug kombiniert. Der Gummi ist ein paar Zentimeter kürzer als der Stoffbund, sodass ein ganz leichter Zug auf dem Bund lastet. So werden die paar Zentimeter Schwankungen im Taillenumfang überspielt ohne auf die Formbundoptik verzichten zu müssen. Außerdem gibt der Gummi genügend Stand, sodass gar keine Schabracke mehr notwendig wird.

Die leichteste Übung war dann der untere Saum. Den habe ich vorne – von unten her – 4 cm gekürzt, damit der Rock auf der Vorderseite nicht zu lange runterhängt, und habe dann einfach einen normalen Saum genäht.

Nachdem der letzte Stich getan und der letzte Faden abgeschnitten war, probierte ich mein Werk stolz an und als der Petticoat platziert war, kam der unerwartete Schock: passt nicht! So garnicht!
Von Falte zu Falte spannte sich der Stoff in einer komischen Welle und fiel nicht wie geplant luftig nach unten. Als ich mich so halb ärgernd im Spiegel drehte, fiel mir auch noch auf: tatsächlich habe ich es geschafft alle Geishas und Totenköpfe präzise in den Falten verschwinden zu lassen, sodass nur noch ein schnöder Blumen-Rock übrig geblieben war. 

Unfotografiert (was ich jetzt ein bissl bereue) wanderte der Rock zurück auf den Nähtisch und inspirierte in den folgenden Wochen von Ferne die rödelnde Hirnmaschinerie.
Gerade über das Problem mit den überspannten Falten habe ich ganze Zugfahrten und Nächte lang nachgegrübelt und bin zum Schluss gekommen: Durch den Petticoat fällt der Rock bei mir halt nicht gerade nach unten, sondern eben in einem leichten Winkel. Den muss ich schon beim Falten legen einberechnen. Entweder wird der Stoff schon im großen Kreis geschnitten, wie beim TK-Rock, oder die Falten werden tatsächlich winkelig gelegt. Aber welcher Winkel? Und wie breit und in welchem Abstand muss ich sie legen um genau den Stoff zu verbrauchen, den ich jetzt nun mal schon zusammen genäht habe? Wie kann ich dabei den “Hilfsschlitz” erhalten, den ich schon eingebaut habe? Und wie kann ich dabei auch noch die Seitennähte verstecken?

Fragen über Fragen quälten mich. Ich rechnete und probierte an Probestoffen. Hatte Ideen und verwarf sie wieder. Und dann, ganze zwei Monate später habe ich mir endlich ein Herz gefasst, den Rock aufgetrennt und nochmal fast von vorne angefangen.

Den Reißverschluss selbst musste ich an der Stelle erhalten, weil die Rocklänge ja schon angepasst – und somit auch Vorne und Hinten festgelegt – war. Deshalb habe ich zuerst den “Hilfsschlitz” aufgetrennt, mit dünnem Bügelvlies von hinten verstärkt und mit Zickzack-Stich repariert. Nachdem ich mir sicher war, was die Breite und den Winkel der Falten angeht, habe ich mir eine Pappschablone gebastelt, mit deren Hilfe ich alle Falten sauber und gleichmäßig legen konnte. An manchen Stellen musste ich schummeln, um die reparierte Stelle zu verstecken und als alle Falten nach dem dritten Versuch dann auch endlich final gelegt waren, traute ich mich nochmal die unter dem Reißverschluss liegenden Falten einzuschneiden und einen neuen “Hilfsschlitz” zu nähen.

Dann montierte ich den Bund wieder dran. Dabei hatte ich noch ein paar Probleme den Reißverschluss symmetrisch hin zu bekommen, aber am Ende: Tadaaaa!!! Der fertige, passende, Zwei-Monats-Tatoo-Rock! 

Tatoo-Rock
Nachdem der Prototyp jetzt endlich fertig ist und ich so unglaublich viel dazu gelernt habe, werde ich mir bestimmt noch den ein oder anderen Falten-Rock in der Art nähen. Perfekt ist er bestimmt nicht geworden, vor allem die Seitennähte habe ich leider nicht verstecken können. Aber dank des aufregenden Musters kann man bei dem Rock über so einige Patzer hinwegsehen!
Und die Kirsche obendrauf: ich habe die Geishas und Totenköpfe auch wieder aus den Falten befreien können, sodass der Stoff jetzt wirklich zu seiner vollen Geltung kommt. 

Wenn das mal nicht ein Projekt für Scharly Klamottes Kopfkino ist?!? 

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