Vor der Geburt unseres Zwergenmenschen habe ich mich sehr lange mit dem Thema “Working Mom” beschäftigt und der Frage: “Wie bekommen denn alle Anderen Beruf und Familie unter einen Hut?”. Ich habe viele Bücher und Blogs gelesen und – Achtung Spoiler! – ich stellte mir alles viel einfacher vor als es am Ende sein sollte…
: : Elterngeld, Corona und das erste Baby-Jahr
: : Homeoffice und Baby unter einem Hut
: : Und wenn es nicht mehr geht, leg eine Schippe obendrauf
: : Der Start in einen neuen Job und die härtesten vier Monate so far
: : Die erlösende Kindergarten Eingewöhnung
: : Also: wie ist es denn jetzt für mich, eine Working Mom zu sein?
Elterngeld, Corona und das erste Baby-Jahr
Als wir uns entschieden haben eine Familie zu gründen, waren wir beide in Vollzeit angestellt und glücklich damit. Wir hatten viele Hobbies und wohnten in einer Wohnung in München. Uns war klar dass einer von uns beruflich zurückstecken würde um sich die ersten Jahre vordergründig um unseren Nachwuchs zu kümmern und Dank Elterngeld hatten wir viele Optionen wir wir die ersten Monate und Jahre unsere Elternschaft gestalten wollten.
-4 Monate : : Ich freute mich sehr, das erste Baby-Jahr nicht arbeiten gehen zu müssen und mich ganz meiner Aufgabe als frischgebackene Mutter widmen zu können. Andererseits wollte ich dass der Mann auch die Gelegenheit bekommt diese besondere Zeit auszukosten. Ich wollte einfach “das Beste” für uns rausholen. Während der Schwangerschaft wälzte ich also stapelweise Lektüre zum Thema, wir besuchten einen Infoabend der Elterngeldstelle und ich füllte Exceltabelle um Exceltabelle mit Kombinationsvarianten und Rechenbeispielen. Irgendwann kam ich dennoch an den Punkt der totalen Verunsicherung und hatte trotz mannigfaltiger Informationsmöglichkeiten viele Fragezeichen rund ums Elterngeld im Kopf.
An dieser Stelle der Verzweiflung engagierte ich eine private Elterngeldberatung die uns – ganze 300 Euro später – halfen alle Formulare richtig und fristgerecht auszufüllen und einzureichen. Viele sagen, so eine Beratung könne man sich sparen und da stimme ich teilweise zu, denn: wirklich beraten, was für unsere Situation denn nun die cleverste Kombination ist, haben die uns nicht. Aber sie wussten welche Anlagen wir brauchen, welche Fristen wir einhalten müssen, wo welches Kreuz zu stehen hat und welche Anträge für uns noch interessant sein könnten. Und für dieses Sicherheitsgefühl hat sich die Investition in meinen Augen dann doch gelohnt.
Was übrigens oft nicht klar zu lesen ist: den Elterngeldantrag kann man nicht im vorhinein einreichen, sondern erst, wenn die Geburtsurkunde schriftlich vorliegt.
0 Monate : : Als der Zwergenmensch dann endlich da war, war ich erst einmal beruhigt zu wissen dass der Papierkram seinen richtigen Weg gehen würde. Rückblickend hätte ich in den ersten Monaten mit dem schlafenden Bündel Liebe im Tragetuch locker einige Stunden täglich am Rechner arbeiten können. Allerdings brauchte mein Körper seine Zeit sich zu regenerieren und ich war froh die Freiheit zu haben mir diese Zeit zu nehmen und im ersten Monat volle Unterstützung zu haben. Denn der Mann gönnte sich einen Elternzeit Monat ganz am Anfang. Nach sieben Monaten nahm er sich noch einmal zwei Elterngeld-Plus-Monate und die restlichen 12 Monate fielen mir zu.
So verbrachte ich also die meiste Zeit meines Babyjahrs in idyllischer Zweisamkeit mit unserem Zwerg, während der Mann weiter Vollzeit arbeiten ging – soweit so klassisch.
7 Monate : : Unser lang ersehnter Umzug von München nach Augsburg veränderte dann alles. Aus einer kleinen Wohnung wurde ein Reihenmittelhaus und unsere Arbeitswege verlängerten sich um stolze 70 km. Für mich war das ja zu diesem Zeitpunkt kein relevantes Problem denn ich befand mich noch in 100%iger Elternzeit. Der Mann dagegen litt unerwartet heftig unter seinem Nomadendasein und so waren wir fast erleichtert, als kurz nach unserer Ankunft in Augsburg die Covid19-Pandemie über die Welt hereinbrach.
Was für alle Anderen den Ausnahmezustand bedeutete, bescherte uns unerwartete, neue Homeoffice-Möglichkeiten. Plötzlich war ich nicht mehr den ganzen Tag alleine und bekam die Hilfe und Ansprache die mir in den Monaten zuvor oft gefehlt hat. Duschen, kochen, Haushalt… all das fand bis dahin immer mit dem Kind im Tragetuch, in der Babywippe oder auf dem Arm statt. Ich freute mich also nun auch unter Tags immer mal wieder ein paar Minuten Unterstützung einfordern zu können.
Und der Papa freute sich natürlich riesig jetzt so viele wertvolle Momente live mitzubekommen die er sonst verpasst hätte: die ersten Essversuche, die ersten Zähnchen, die ersten Schritte, …
10 Monate : : Die Pandemie brachte aber natürlich auch Negatives mit sich. Ich hatte geplant meine Elternzeit für Krabbelgruppen und Babyschwimmen zu nutzen. Ich wollte neue Spielplatzbekanntschaften knüpfen und unsere neue Heimat erkunden. Doch dank Lockdown und Versammlungsverbot saß ich fast nur zu Hause, plapperte auf den Zwerg ein der noch nicht recht antworten konnte und richtete unser neues Haus ein.
Aber trotz all der zusätzlichen Familienzeit: ich vermisste langsam soziale Interaktionen und so freute ich mich immer mehr darauf, bald wieder meiner Arbeit im Buchverlag nachzugehen.
Homeoffice und Baby unter einem Hut
12 Monate : : Schon in der Schwangerschaft hatte ich mit meinem Arbeitgeber eine Regelung für die Elternzeit ausgehandelt: in Jahr zwei und drei wollte ich 3 Stunden täglich vom Homeoffice aus arbeiten. Als Grafikerin mit voll ausgestattetem Arbeitszimmer sollte das kein Problem werden, dachte ich mir. Und in Teilen stimmt das auch, aber das war eben nur die halbe Rechnung.
Um eines vorweg zu nehmen: es steht und fällt alles mit der Kinderbetreuung.
In all den schlauen Büchern die ich gelesen hatte war diese Erkenntnis leider viel zu oft nur zwischen den Zeilen herauszulesen. Auf den Kern heruntergebrochen: diese Mütter über die ich las, hatten meist ein vielfach höheres Jahreseinkommen als ich und sie hatten Nannys, Tagesmütter oder Au Pairs. Sie gaben Ihre Kinder schon im Babyalter in Krippen oder spannten Omas und Opas ein… Der Plan mein Kind ganze drei Jahre selbst zu betreuen und nebenher entspannt zu arbeiten – das musste ich mir jetzt eingestehen – ging leider nicht ganz auf.
24 Monate : : Anfangs lief alles noch ganz gut. Der Zwerg schlief präzise von 12 bis 15 Uhr und so konnte ich täglich meine 3 Stunden konzentriert arbeiten. Ab und an sollte ich einen Tag im Büro in München verbringen und auch das stemmten wir problemlos. Zuerst lief die Kommunikation mit den Kollegen – die ich ja schon seit über einem Jahr nur ganz selten live gesehen hatte – etwas holprig. Aber nachdem pandemiebedingt regelmäßige Online-Meetings eingeführt wurden, wuchs ich von Ferne wieder in unser Team hinein.
Und dann begann die Phase mit der ich niemals gerechnet hatte: der Zwerg wollte mittags nicht mehr schlafen!
Um es kurz zu machen: ein oder zwei Tage zu überbrücken war kein Problem. Ich arbeitete die verpassten Stunden am nächsten Tag einfach nach.
Als die Schlafverweigerung dann aber immer länger anhielt musste ich meine Arbeit nachts, oder am Wochenende nachholen. An zweisame Zeit mit dem Mann war nicht mehr zu denken. Mein eigener Schlaf – der schon seit der Geburt stets unruhig war – begann immer deutlicher zu leiden. Ich versuchte meine “nächtliche Freizeit“ zu maximieren und blieb immer länger auf. Zudem merkte ich, wie ich das jeden Tag mobiler werdende Kind tagsüber kaum noch auslasten konnte. Der Sohnemann brauchte einfach endlich Auslauf und Kontakt zu anderen Menschen als Mama und Papa.
27 Monate : : Auch der Verlag für den ich arbeitete machte eine Entwicklung durch und in der Folge änderte sich mein Jobprofil. Wo ich früher entspannt der Gestaltung meiner Buchprojekte nachgehen konnte, gab es jetzt immer mehr Aufgaben organisatorischer Art. Plötzlich hatten wir Meetings außerhalb meiner Kernarbeitszeit und ganztägige Workshops.
Die unvorhergesehenen Termine brachten unseren Rhythmus endgültig durcheinander.
Oft hatte ich keine Wahl als den Zwerg im Laufstall zu parken, wenn der Mann seinerseits auch schon im Online-Meeting war. Lange Besprechungen wurden zu einer echten Prüfung für alle Beteiligten.
Versteht mich nicht falsch: ich bin immernoch glücklich darüber, dass ich diese wunderbare Zeit mit meinem Zwergenmenschen erleben durfte. Dass wir eine so enge Bindung aufbauen konnten und ich seine Entwicklung jeden Tag hautnah miterleben konnte. Aber es war auch eine verdammt anstrengende Zeit in der wir viel jonglieren mussten.
Und wenn es nicht mehr geht, leg eine Schippe obendrauf.
30 Monate : : Umso älter der Zwerg wurde, umso klarer stellte sich heraus: er braucht soziale Kontakte. Mama und Papa reichten einfach nicht um ihn auszupowern, ihm beizubringen wie und warum man das Spielzeug anderer respektiert oder einfach nur das Gefühl zu genießen unter Gleichaltrigen zu sein. Wir halten uns zwar für kreative und verspielte Eltern, aber unterm Strich brauchen Kinder einfach auch andere Kinder um ihr Potential entwickeln zu können. Und so freuten wir uns auf den bald beginnenden Kindergarten wenn der Zwerg denn endlich drei Jahre alt ist und meine Elternzeit endet…
Und ihr ahnt es schon: so einfach war das Ganze dann natürlich nicht.
Ich bin ja ein planvoller Mensch und habe mich schon kurz nach der Geburt beim Kindergarten am neuen Wohnort erkundigt wie das denn so läuft? Ich machte klar dass ich einen Kindergartenplatz für Mai 2022 brauche und man versicherte mir: Gar kein Problem. Einfach im Januar 2022 (wenn er 2,5 Jahre alt ist) anmelden.
Im Juni 2021 begann ich dann sicherheitshalber schon mal mich näher mit dem Thema zu beschäftigen. Ich schrieb zwei Kindergärten in der Nähe an und wir vereinbarten Kennenlerntermine. Beim Favoriten um die Ecke stellte ich mich sogar mehrmals vor, damit wir auch sicher einen Platz bekommen.
Als erstes zog man mir dort den Zahn mit dem unterjährigen Platzwunsch: in Augsburg beginnt das Kita-Jahr im September und Punkt.
Meine Gedanken überschlugen sich: was machen wir denn dann die vier Monate lang, wenn ich wieder arbeiten gehen muss? Tatsächlich wollte ich mir zum Ende meiner Elternzeit einen neuen Job in Augsburg suchen, ich war also gerade dabei Bewerbungsgespräche zu führen.
Und plötzlich war ich im Zweifel: kann ich überhaupt wieder mehr Stunden arbeiten gehen wenn wir keine Betreuung haben?
33 Monate : : Die Wochen verstrichen und der Wunschkindergarten verwies mich bei jeder Nachfrage auf die Anmeldefristen im Januar. Langsam panisch werdend meldete ich den Zwerg bei immer mehr Kindergärten an – am Ende waren es 21 Vormerkungen und es kam eine Absage nach der anderen.
Ich habe schon von viel heftigeren Bilanzen gehört, aber: Ich hatte mich doch früh genug gekümmert!
Ich schraubte nach und nach alle Ansprüche, die man als Mutter an einen Kindergarten stellt, herunter und hatte am Ende wirklich Angst: Was, wenn wir jetzt nicht mal für September einen Platz bekommen?
Der Start in einen neuen Job und die härtesten vier Monate so far
3 Jahre : : Kurz vor Ende meiner Elternzeit startete ich in meinen neuen Job im Universitätsklinikum Augsburg und fühlte mich dort von Anfang an pudelwohl. Nette Kollegen, sinnvolle Aufgaben, endlich wieder soziale Kontakte!
Wer sich garnicht wohl fühlte war der Mann. Dank der Betreuungslücke vom Elternzeitende im Mai bis zum Kindergarten-Start im September mussten wir den Zwerg ständig zwischen uns hin und her schieben. Ich hatte als Neuling feste Arbeitszeiten und keine Möglichkeit Urlaub zu nehmen. So musste der Mann seinerseits im Job sehr viel Flexibilität beweisen.
Wenn es garnicht anders ging spannten wir die 70 km entfernte Oma ein, aber für mehr als ein paar Stunden wollten und konnten wir ihre Hilfsbereitschaft nicht ausreizen.
In diesen vier Monaten hat der Dreijährige nicht nur überproportional viel fern gesehen, sondern auch viel zu oft alleine in seinem Zimmer spielen müssen. Wir machten kaum noch Ausflüge zum Spielplatz oder ins Schwimmbad und man merkte deutlich wie ihm die Situation gegen den Strich ging und ihm gar nicht gut tat.
3 Jahre und 1 Monat : : Dann endlich im Juni 2022 die lang erhoffte Nachricht: Wir haben einen Betreuungs-Platz für September! Nicht im Wunschkindergarten um die Ecke sondern 6,5 km entfernt, aber immerhin.
Auch wenn ich heute noch in Foren die Frage lese, welcher Kindergarten denn besonders gut sein soll, amüsiere ich mich heimlich über die Naivität hinter dieser Frage.
Was der Kindergarten bei dem wir jetzt sind alles zu bieten hat, das haben wir nie ernsthaft hinterfragt. Wir sind einfach nur froh nach 20 Absagen endlich eine Zusage bekommen zu haben.
Die erlösende Kindergarten Eingewöhnung
3 Jahre und 4 Monate : : Wie vermutlich jede Eingewöhnung lief sie auch bei uns etwas holprig: von „Zu viele Kinder. Ich will da nicht hin!“ bis „Nein, noch nicht nach Hause gehen. Weiterspielen!“ durchlebten wir jede Gemütsverfassung. Überlagert wurde das alles aber immer von dem Gefühl: endlich bekommt unser Zwerg das Umfeld das wir ihm so lange nicht bieten konnten. Andere Kinder, jeden Tag Freigang, andere Erwachsene und neue unbekannte Probleme mit denen er sich arrangieren muss. Die sprachlichen Fortschritte die er seitdem gemacht hat hatten wir kaum für möglich gehalten und ich bin jeden Tag dankbar, dass wir mit unserem Kindergarten so einen Glücksgriff gemacht haben.
Zwar war das Kind natürlich monatelang dauerkrank und wir mit ihm. Trotzdem hatten wir als Eltern das Gefühl dass sich die Situation nun endlich entspannt.
Im neuen Job kam ich langsam an. Meine Arbeitszeiten wurden flexibler und ich stockte sogar von 20 auf 25 Stunden die Woche auf.
4 Jahre und 4 Monate : : Gegenwärtig hat sich bei uns endlich eine Art Routine eingespielt.
Unser täglicher Zeitplan ist wie eine Art Korsett das uns Halt gibt, uns aber auch gehörig unter Druck setzt.
Wenn wir morgens aufstehen kümmert sich der Mann ums Frühstück und dass der Kleine angezogen bereit steht. Derweil mache ich mich fertig fürs Büro. Dann bringe ich das Kind zum Kindergarten und fahre direkt weiter zur Arbeit. Nachmittags hole ich den Zwergenmenschen wieder ab und wir fahren nach Hause. Anfangs ist er er noch im Auto völlig erschöpft eingeschlafen. Inzwischen erledigen wir gelegentlich auf dem Heimweg noch einen Einkauf oder gehen auf den Spielplatz.
Der Mann freut sich jetzt wieder den Sohnemann nach einem langen Tag der Abwesenheit zu sehen, mit ihm zu spielen und zu blödeln. Ich bin viel entspannter, kann mich bei der Arbeit richtig konzentrieren und sobald ich das Büro verlasse kann ich abschalten und nur für meine Familie da sein.
Aber leider klappt der Plan nicht immer so idyllisch wie gerade beschrieben. Da gibt es auch die Tage an denen wir uns wieder einen Plan B aus dem Ärmel schütteln müssen. Tage an denen der Kindergarten überraschend geschlossen hat oder der Zwerg krank ist. Arzttermine müssen immer wohl überlegt sein genauso wie Spielplatz-Dates oder Tage an denen der Mann mobil sein muss und unser eines Auto braucht. Unsere Zeit ist im Minuten-Takt verplant und in der Früh 10 Minuten zu spät dran zu sein heißt für gewöhnlich dass sich der ganze Tag wie ein Marathon anfühlt.
Also: wie ist es denn jetzt für mich, eine Working Mom zu sein?
In einem Wort: Anstrengend!
Nach all den Erfahrungen der letzten Jahre ziehe ich zuerst einmal den Hut vor allen Alleinerziehenden. Ohne den Mann und das Glück dass wir beide im Homeoffice arbeiten konnten, hätte ich die vergangenen vier Jahre niemals stemmen können.
Höchsten Respekt habe ich auch vor Müttern mit mehreren Kindern. Ich habe nun nur dieses eine und bin damit für mich genommen völlig ausgelastet. Es heißt immer die Kinder würden sich irgendwann gegenseitig hüten und es würde alles einfacher umso älter sie werden. Ich hätte mit einem Zweiten aber einfach nicht die Kraft, die Muse und den freien Kopf den ich meinem Kind eigentlich widmen möchte. Das merke ich auch jetzt immer wieder deutlich wenn der Plan einmal nicht wie vorgesehen aufgeht.
Kürzlich wurde ich gefragt woher man die Zeit nimmt für ein Kind. Das Leben ist ja eigentlich schon vollgefüllt und kein Platz mehr frei. Und ja, da muss ich zustimmen. Wir haben zuerst unsere Hobbies (zeitweise) gestrichen, die Arbeitszeit reduziert und Freunde und Familienbesuche gecancelt. Wir verzichten auf Pärchenzeit und am Ende sogar auf Schlaf und doch hat man immer das Gefühl nicht ganz bei der Sache zu sein. Weder bei der Arbeit noch im Familienleben. Immer gibt es irgendwo eine unbefriedigende Lücke die gelegentlich zur Belastung wird.
Andererseits wäre ich aber auch nicht glücklich ausschließlich Hausfrau zu sein. Der Austausch und die Herausforderungen im Job haben mir zeitweise schon sehr gefehlt. Wenn ein Monatsgehalt heutzutage ausreichen würde eine Familie zu ernähren wäre es vielleicht eine Option gewesen als Hausfrau und Mutter zuhause zu bleiben. Dann hätte ich mir aber bestimmt irgend eine Beschäftigung gesucht, hätte mich wieder selbstständig gemacht oder hätte ein Fernstudium angefangen…
Für mich ist es also gut eine Working-Mom zu sein. Wenn ich auch keine Vollzeit arbeitende Mutter bin, so trage ich dennoch mehr bei als eintöniges Wäschewaschen und Haus putzen. Ich fühle mich nicht nur mit meiner Familie sondern auch bei der Arbeit wertvoll und bin jetzt ausgeglichener als damals, als mir die Decke auf den Kopf zu fallen drohte.
Trotzdem muss sich meines Erachtens in unserer Welt noch einiges ändern damit Beruf und Familie für alle Beteiligen vereinbar werden.
Väter müssen von Arbeitgebern endlich genauso als Betreuungspersonen betrachtet werden wie wir Mütter. Gehälter müssen sich endlich einander angleichen, sodass auch Väter in Betracht ziehen Teilzeit zu arbeiten.
Und die größte Baustelle sehe ich natürlich in fehlenden Betreuungsmöglichkeiten. Was hilft mir ein gesetzlicher Anspruch auf einen Betreuungsplatz wenn es einfach zu wenige davon gibt? Ist es nicht schlimm dass Familienplanung hierzulande eine Entweder-Oder-Frage geworden ist? Aber das ist eine Frage die wir besser an anderer Stelle diskutieren.
Habt ihr Working Moms und Dads dort draußen ähnliche Erfahrungen gemacht?
Dieser Blog und vor allem die Rubrik {Randnotizen} spiegeln meine ganz persönliche Meinung wieder. Solltest du also aufgrund meines Artikels deine persönliche Strategie ändern wollen, ziehe bitte unbedingt eine Fachperson zurate – also Ärzte, Hebammen, Steuerberater und dergleichen. Ich bin keines der obengenannten und kann deshalb auch nur von meinen persönlichen Erfahrungen berichten.
. M-Beutel